Neue Worte, neuer Text: Drei Begriffe eingebaut in einem Text mit maximal 300 Worten…
Danke an Christiane für die Schreibeinladung und an Ulli Gau aus ihrem Café Weltenall für die Begriffe für die Schreibwochen 43+44 / 2019, die da lauten:
Vogelflug ängstlich schwingen
Nils Holgersson
Herbst. Die Tage werden kürzer. Die Bäume haben die Zeichen der Zeit erkannt und kämpfen mit buntem Laub gegen die Dunkelheit und Tristesse.
Die Zugvögel wissen es besser: Nein, das wird erst mal nix mehr mit Licht und Wärme. Sie machen sich auf in bessere Gegenden.
Die Störche hatten es, wie jedes Jahr, besonders eilig. Sie sind schon seit Ende August samt Nachwuchs weg. Wildgänse, Enten und viele Singvögel folgten.
In den letzten Wochen bot der Himmel jeden Tag aufs Neue das Schauspiel sich formierender Vogelschwärme. Einige übten noch krächzend, schnatternd, zwitschernd an der perfekten V-Formation. Andere schwangen sich endgültig in die Lüfte und sind für dieses Jahr weg.
Die Spatzen bleiben in unserer Hecke wohnen. Schauen der Abreise zu und zwitschern sich eins: „Guten Flug und kommt gesund wieder!“
Nun wird es langsam ruhiger im Garten. Nur die Sesshaften bestreiten noch den Morgengesang, der vielstimmige Chor ist deutlich leiser. Die Reihen haben sich hörbar gelichtet, nachdem sich Rotschwanz, Lerche und Drossel verabschiedet haben.
Auch die Schwalben sind nun auf dem Weg. Die Krähen sind allgegenwärtig, sehr laut, notorisch heiser, aber wunderschön mit ihrem schwarzen, glänzenden Gefieder, den starken, gelblichen Schnäbeln, den klugen Augen.
Die Katzen sitzen im Wintergarten beobachten aus dem Warmen den Vogelflug der Abfliegenden und Bleibenden, behalten ihre Gedanken für sich.
Nur manchmal, wenn einer der Zugvögel, wahrscheinlich ein Jungtier, noch etwas ängstlich oder müde für eine kurze Pause auf dem Glasdach des Wintergartens zwischenlandet, dann schnattert der Kater von drinnen frustriert: Zwischen ihm und dem Spielzeug ist eine undurchdringliche Barriere aus Glas. Gut für den kleinen Flieger.
Die Kaffeetasse in der Hand, sitze ich dabei. Genieße die Stille. Sonne mich in den wenigen goldenen Herbsttagen. Träume mich an die Ziele der Zugvögel. Will mit, aber bleibe. Warte auf den Schnee. Hoffentlich kommt er in diesem Winter.
Jeden Frühling und jeden Herbst recke ich den Hals, wenn ich die Vögel ziehen höre, das ist immer so ein Sehnsuchts-„Boah, die können weg!“-Ding. Schön beschrieben, sehr atmosphärisch, inklusive Katerschnattern, das hier allerdings meist beim Anblick des Lieblingsfeindes Eichhörnchen aufkommt 🙂
Liebe Grüße, schön, dass du wieder dabei bist!
Christiane
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Da ist dir ein schönes herbstliches Szimmungsbild gelunken. Das habe ich gerne gelesen. Ich bin eine bekennende Herbstliebhaberin.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Ach ja… schön 😊
Gefällt mirGefällt 1 Person
Ja, der Herbst-Blues löst gerade den Sommer-Blues ab und schwimmt dem Winter-Blues entgegen. Und wir kämpfen dagegen an wie gegen den Sturm, der uns die bunten Blätter ins Gesicht weht.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Oh, oh, so viele Blusen…😉… Bei mir hängt es sehr am Sonnenschein. Ist ordentlich Sonnenlicht da, dann geht’s mir in jeder Jahreszeit bestens.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Ein schönes Stimmungsbild, sehr schön geschrieben!
Gefällt mirGefällt 1 Person
Danke für’s Lob. Ich will einfach den Herbstblues nicht gewinnen lassen…
Gefällt mirGefällt mir
Atmosphärisch!
Gefällt mirGefällt 1 Person