Depression, medizinische Behandlung

Depression: Die Therapeutensuche

Oh weh – ich bin depressiv und brauche Hilfe.
Wer sucht mir einen Psychotherapeuten?

Sinnvollerweise ich selbst, weil: Es muss ja gerade bei psychischen Themen die Chemie stimmen.
Nach meiner Erfahrung gibt es nun 3 Möglichkeiten:

  1. Du wohnst in einer Gegend, die zum Glück eine große Auswahl an Kassentherapeuten bietet, bekommst bei diesen auch noch schnell Probetermine und wirst fündig.
    Glückwunsch!
  2. Du hast die nötigen Mittel, um die Therapie auch aus eigener Tasche zu bezahlen und hast damit eine deutlich größere Auswahl an Therapeuten, die auch Termine frei haben und findest so in kurzer Zeit den Therapeuten deines Vertrauens.
    Ebenfalls Glückwunsch!
  3. Beides nicht? Schade!
    Nun also Durchhaltevermögen beweisen, mit zig Anrufbeantwortern sprechen,
    scheinbar willkürlich gesetzten telefonischen Anmeldezeiten trotzen
    um irgendwann vielleicht endlich einen Probetermin zu bekommen.
    Steckst du in einer Depression?
    Dann hast auch du für diese Möglichkeit nur ein müdes Lächeln übrig.
    Denn genau die Energie, die man hier aufbringen müsste, hast du ja eben zur Zeit nicht.

Therapeutensuche im Internet? Fehlanzeige

Aber von Anfang an.
„Meine“ Neurologin empfahl mir eine Psychotherapie und gab mir drei A4-Seiten mit Namen und Telefonnummern (ohne Adressen) mit.

Erste Frage: Wie kriege ich raus, mit wem davon ich überhaupt sprechen will?
Fotos und ein paar mehr Informationen könnten vielleicht helfen.
Man ist ja mittlerweile Google-geprüft. Also Rechner an und suchen.
Positiv ist: Es gibt diverse Internetseiten, die dich bei der Arztsuche in deiner Umgebung unterstützen, zum Teil sogar mit Bewertungen.

Erste Erkenntnis: Die meisten Ärzte und Therapeuten, die man im Internet über die einschlägigen Portale findet, nehmen nur Privatpatienten. Es gibt nur eine Handvoll, die >auch< Kassenpatienten behandelt.

Zweite Erkenntnis: Terminvergabe via Internet gibt es zumindest in diesem medizinischen Bereich nicht. (Stand 2016 – vielleicht ändert sich da ja mal etwas)

Dritte Erkenntnis: Den größten Teil der Therapeuten auf meiner Liste fand ich nicht.
Sie hatten weder eine Website, noch waren sie über eine der Suchseiten aufzufinden.

FAZIT: Reinfall auf ganzer Linie.

Plan B: Das Telefon, dein Freund und Helfer

Also doch abtelefonieren der Liste.
Was erwarte ich eigentlich von dem Therapeuten meiner Wahl?
Okay, ich wusste: Ich will möglichst keinen Mann und auch möglichst keine Therapeutin, die deutlich jünger ist als ich…
Jeder hat halt so seine Kriterien und Berührungsängste.
Die Männer kriegte ich aus meiner Namensliste leicht raus.
Blieben die Frauen, die allerdings ohnehin in der Überzahl waren.

So sah der neue Plan vor, möglichst schon am Telefon im Gespräch und an der Stimme rauszuhören, ob es passen könnte.
Ja wenn ich nur so weit gekommen wäre!

Nach etwa einer Stunde war ich mit der Welt fertig!
Wenn überhaupt, dann habe ich ausschließlich Anrufbeantworter erreicht.
(Meistens nicht mal den.)
Auf den wenigsten davon konnte ich eine Nachricht hinterlassen und bekam statt dessen entweder gleich mitgeteilt, dass keine neuen Patienten angenommen würden oder irgendwelche seltsamen Wochentage und Zeitfenster, in denen eine telefonische Terminabsprache vielleicht möglich wäre.
So was wie: erster Montag im Monat 8-8:30 Uhr …

Du hast es dir sicher schon gedacht, da, wo ich eine Nachricht auf dem AB hinterlassen habe, hab ich bis heute (2 Jahre später) keinen Rückruf erhalten.

Glücksfall: Eine Therapeutin erreichte ich tatsächlich persönlich. Sie meinte, wenn ich bis dahin noch nix hätte, solle ich doch in einem Monat wieder anrufen und dann hätte sie vielleicht etwas in einem halben Jahr…
Als ich erst 2 Monate später wieder anrief, (ich hatte zwischenzeitlich ein richtig fieses Tief) wurde ich abgewimmelt, weil unzuverlässig.

Kein Therapeut für die Fledermaus

Versteh mich recht. Ich will keinesfalls über die Therapeuten herziehen.
Wenn sie sich ihren Patienten richtig widmen wollen, dann können sie nicht ständig am Telefon hängen.
Augenscheinlich fehlt es jedoch sowohl an Unterstützung bei der Vermittlung eines Therapeuten als auch schlichtweg an der Anzahl.

Letztlich habe ich nicht mehr weiter gesucht und das aus 2 Gründen:
1. anstrengend und deprimierend
und
2. anstrengend und was wäre, wenn ich einen Termin bekomme, und dann die Chemie nicht stimmt? Dann bliebe mir entweder die Verzweiflungsnummer frei nach „Der Spatz in der Hand…“ oder die Sucherei finge von vorn an.

Und so habe ich bis heute keinen Therapeuten.
Das Positive daran ist allerdings, dass ich deshalb relativ schnell und problemlos eine fünfwöchige medizinische Rehabilitation vom Rentenversicherer bewilligt bekommen habe.

Ansonsten gilt für mich:

„Hurra – Ich therapiere mich selbst!“

Was ich mir dazu für Unterstützung gesucht habe, erzähle ich dir hier in diesem Blog, in der Hoffnung, dir damit weiter helfen zu können unter dem Menüpunkt
>>> „Selbsthilfe“


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