Depression, medizinische Behandlung

Depression: Die Reha-Nachsorge

Behördendeutsch nennt sich das übrigens: „Intensivierte Rehabilitationsnachsorge für psychische und psychosomatische Störungen, außer stoffgebundenen Abhängigkeitserkrankungen.“ (kurz: PSIRENA)

Ich dachte: „Gruppentherapie im Anschluss an die Kur?… gute Idee!“

In der letzten Woche meiner Kur hatte ich einen Termin beim psychologischen Dienst der Rentenversicherung.
Da sollte besprochen werden „Wie es mit mir nun weiter geht“…
Viel Neues habe ich da nicht erfahren. Bis auf eines: Dass ich mich zu einer Nachsorge in einer Therapiegruppe anmelden könnte.
Das wären 25 Termine, immer in der selben Gruppe, geführt von einem Psychologen. (entschuldige übrigens, dass ich den Gender-Wahn nicht mit mache … ich meine hier den Beruf, nicht das Geschlecht der Person, die ihn ausübt, denn das sollte eigentlich für den Job keine Rolle spielen…aber ich schweife ab!)
Da ich ja, wie du weißt, keinen Therapieplatz habe und weil mir die Gruppentherapie während der Kur so gut getan hat, habe ich mich sofort angemeldet.

Insgesamt war das schon eine gute Idee, nur bin ich von den falschen Voraussetzungen ausgegangen.

Das ist keine Gruppentherapie oder gar „angeleitete Selbsthilfegruppe“, sondern eine Auffrischungsveranstaltung zu den Stressbewältigungsthemen, die man während der Kur schon mal besprochen oder auch geübt hatte.
In sofern war es dann auch nicht schlimm, dass zwischen Ende der Kur und Beginn dieser Gruppensitzungen 5 Monate ins Land gingen … auch hier Personalengpässe …
In der Zwischenzeit hatte ich einen MBSR-Kurs gemacht, um irgendwie weiter zu kommen.

Die Gruppensitzungen verliefen nach einen festen Muster in 4 Blöcken.

1.„Blitzlicht“

Jeder erzählt kurz, wie es ihm heute geht, ohne ins Detail zu gehen und ohne dass ein anderer nachfragen durfte.
Für mich war das ein bissel, wie man es immer von den Anonymen Alkoholikern in Filmen sieht:
„Guten Tag, ich bin die Fledermaus und mir geht es heute schlecht“
Naja und dann sitzt du also mit ca. 10 anderen Leuten zusammen, von denen du nun weißt, dass es ihnen heute auch mehr oder weniger schlecht geht…

2. Entspannungsübung 

DAS war echt gut!
Hier haben wir, glaube ich, insgesamt 5 oder 6 verschiedene gemacht, immer so nach 3 bis 4 Terminen eine andere.
Für mich von bleibendem Wert sind
die Übung zum inneren sicheren Ort,
die 5-4-3-2-1-Methode zum Unterbrechen des Kopfkarussells
und
der Bodyscan.

3. Theorie

Inhalt waren verschiedende Themen rund um Stress, die eigenen Stressoren und Methoden, ihnen auf die Spur zu kommen.
Spannend fand ich dabei die Idee von eigenen Tempel.
Dabei war auch einiges, was ich aus dem MBSR-Kurs kannte und so auffrischen konnte.
Schlimm für mich war jedoch zum Beispiel, als wir grüppchenweise „erarbeiten“ mussten, was passieren muss, damit ein Tag für uns so richtig gegen die Wand läuft. Dann las jede Gruppe ihre Ergebnisse vor, bei jedem Wort fühlte ich mich noch mieser und tiefer im Keller…
und dann kam

4. „Abschlussblitzlicht“

„Wie geht es Ihnen jetzt?“ – „Also jetzt geht es mir immer noch schlecht und außerdem bin ich müde.“
„Danke. Tschüss bis nächste Woche.

Die Gruppe war nett und die Therapeutin kompetent, das ist nicht der Punkt.
Es war auch inhaltlich nichts falsch oder gar grundsätzlich schlecht.
Nur meins war’s halt nicht. Es haben mir persönlich 2 Dinge gefehlt

Zum Einen fehlte mir: Der Austausch in der Gruppe.

Ohne die beiden Blitzlichter wäre die Veranstaltung für mich besser gewesen.

Ich bin leider nicht in der Lage, mich besonders gut abzugrenzen. Wenn die Tatsache, dass es jemandem grad so richtig besch…eiden geht, einfach nur zur Kenntnis genommen wird, dann komme ich damit nicht klar.
Nach meiner Ansicht, sollte man keine Frage stellen, wenn einem die Antwort egal ist.
Wenn man aber fragt, dann muss man auch drauf eingehen… Mein Helfersyndrom mag andere nicht abweisen.
Also brauche ich vielleicht doch eher eine Selbsthilfegruppe, so eine Art „Anonyme Depressive“.

So hatte ich zum Abschluss fast immer das Gefühl schwindeln zu müssen, dass es mir besser ginge. Um ein positives Zeichen für die anderen zu setzen, oder so ähnlich …, obwohl oft das Gegenteil der Fall war.

Zum Anderen fehlten für mich: Die Lösungsansätze.

Für mich war das zu rückwärts gewandt und vielfach zu abstrakt.

Ich will doch raus aus meiner Depression.
Positive Erlebnisse und jemanden, der mir Mut macht, das hätte ich gebraucht. Davon war für mich leider zu wenig dabei. Klar muss ich meine Stressoren kennen, aber vor allem doch, wie ich ihnen begegnen kann.

Nach den meisten Terminen konnte ich nachts nicht schlafen. Am nächsten Tag hatte ich Migräne und war froh, dass ich noch keinen Job hatte, weil ich mich hätte krank melden müssen.

Wenn ich das jetzt, mit etwas Abstand, Revue passieren lasse, lautet mein Fazit:
JA       – ich habe einiges gelernt und wieder aufgefrischt
NEIN – diese Runden haben mir oft nicht gut getan.


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