Depression

Depression: Gestern hatt‘ ich heute noch viel vor…

Danke zunächst an Marc-Uwe Kling für das Zitat in der Titelzeile. Ich bin begeisterte Konsumentin vor allem seiner Känguru-Geschichten und seiner Songs. Grüße an das intelligente, renitente Beuteltier. Derzeit höre ich mich durch „Qualityland“ – großartig!

Aber zum Thema:

Da isse wieder, die Hängephase. Es gibt einfach keinen Grund, irgendetwas heute zu tun…

Ziele machen halt nur Freude, wenn sich noch wer anderes dafür interessiert und teilnimmt. Die Werbung würde mir jetzt Vitasprint verschreiben, nur damit ist es leider nicht getan.

Was ist passiert?

Lapidar könnte ich sagen: „Nichts! Das ist es ja eben.“
Im letzten Jahr sah es besser aus. Vom Rentenversicherer bekam ich Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben gesponsert.
Von Februar bis Oktober hatte ich damit wieder einen regelmäßigen, arbeitsalltagsnahen Tagesablauf mit Verpflichtungen bei Salo & Partner. Ziel war, meine Leistungsfähigkeit zu checken und mich bei der Jobsuche zu unterstützen.

Die Maßnahme bestand vorrangig aus Unterrichtseinheiten in Computernutzung (Excel, Word, Powerpoint), zu Wirtschaftsthemen (ein bisschen Buchhaltung, Wirtschaftsrecht und ähnliches), sowie Ergotherapie in der Werkstatt und Entspannungsübungen.
Dazu allerhand rund um Bewerbung und Jobetikette.
Zu Beginn gab es ein paar psychologische Tests, mit deren Hilfe rausgefunden werden sollte, wo meine Stärken, Schwächen und Interessen liegen.
Auf dieser Basis wurde dann überlegt, in welchen Berufszweig es mich künftig verschlagen könnte.
Es gab eine Psychologin und eine Arbeitsberaterin, die Ansprechpartner waren. Mit Ihnen wurden die Bewerbungsunterlagen gesichtet und bei Bedarf aufgehübscht. Beim Suchen von geeigneten Stellenangeboten gab es viel Unterstützung und Beratung.
Außerdem musste man jede Bewerbung vor dem Abschicken sichten lassen.

Insgesamt also eine gute Sache.

Ich habe mir in der Zeit ein sechsmonatiges Praktikum gesucht, war demnach nicht so wahnsinnig oft vor Ort.
Als ITlerin brachte mir der Computerunterricht naturgemäß nicht so viel und da ich über 20 Jahre lang die IT für ein Versandhandelsunternehmen gemacht habe, waren auch die Wirtschaftsthemen meist eher Auffrischung. Aber darum ging es auch weniger:

  • Der Tag hatte Struktur. Früh aufstehen, pünktlich da sein … Feste Zeiten und Pflichten eben.
  • Ich konnte meine Konzentrations- und Merkfähigkeit testen und trainieren.
  • Ich musste mit anderen kommunizieren, mich in eine Gruppe einfügen, mich auch anleiten lassen.
  • Ich bekam Aufgaben und Feedback.

Das waren auf jeden Fall wichtige Aspekte. Das tat mir gut. Während die anderen „Computer lernten“, habe ich halt diverse Online-Schulungen gemacht.

Mein Praktikum war echt klasse und inhaltlich voll mein Ding.
Aber trotz tollem Zeugnis, hat es mich leider beruflich nicht weiter gebracht, sondern nur die Zeit überbrückt.
Es wurde bald klar, ohne Umschulung, würde mich niemand fest einstellen. Eine Umschulung bekäme ich aber nur bei einer Jobzusage … die berühmte Katze und ihr Schwanz.  Also suche ich Quereinsteiger-Angebote …

Als die Zeit um war, hatte ich dementsprechend noch keinen Job, aber, wie ich dachte, ganz gutes Rüstzeug, um schnell einen zu finden. Seitdem bewerbe ich mich…

Trotz hervorragender Ausbildung, langer Berufs- und Lebenserfahrung, traut mir niemand zu, ohne „genau den richtigen“ Abschluss irgendeinen Job zu übernehmen.

Deutschland ist halt ein „Scheinland“: Keiner traut dir zu, dass du etwas kannst oder schnell erlernen kannst, wenn du keinen Beweis in Form einer Bescheinigung vorlegen kannst.

Dazu kommen natürlich noch zwei Punkte, die dir niemand wirklich ins Gesicht sagt, die aber dennoch gegen mich sprechen:

  • zum einen meine lange (und mangels Anstellung immer länger werdende) Auszeit wegen Krankheit: „Wer weiß, ob sie nicht gleich wieder krank wird…“
  • zum anderen ein gewisses „Alten-Bashing“: Mit 55 bin ich halt keine 30 mehr…  Laut Gesetzgeber habe ich noch rund 11 Jahre Arbeitszeit, ehe ich auch offiziell altes Eisen bin. Das ist nicht so wenig, dass es sich nicht lohnen würde, etwas Neues anzufangen. Aber hilft alles nix, keiner will es versuchen. Dabei bin ich geistig und körperlich fit und willens, mich nützlich zu machen.

Mir soll jedenfalls niemand erzählen, dass die deutsche Wirtschaft verzweifelt nach Arbeitskräften sucht. ( s.a.  29. Oktober 2018 …“Alte“ Frau rechnet ab: Jobsuche )

Das alles zehrt an Selbstvertrauen und Motivation. Bleibt also nur, die Zeit sinnvoll zu überbrücken. Genau da liegt der Hase im Pfeffer!
Wozu irgendetwas heute oder morgen machen? Interessiert eh keinen, merkt keiner.
Dieses „Nicht-gebraucht-werden“, „Unsichtbar-sein“, „Eher-Belastung-sein“ das macht mich fertig und mutlos.

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ABER WIE WAR DOCH GLEICH MEIN MOTTO?
                                    – Nur Fledermäuse lassen sich hängen! –

Haustiere und Musik gegen Einsamkeit und Verdummen und für Erfolgserlebnisse.

Ein Lichtblick sind natürlich meine Katzen.
Sie würden es selbstverständlich nicht zugeben, aber so ein bissel brauchen sie mich schon. Sei es auch nur als Futtergeber, Ablageplatz und Zeckenentferner.

Um nicht in das komplette, sinnlose Rumhängen abzugleiten, habe ich zudem einen lange gehegten Wunschtraum verwirklicht und nehme Harfenunterricht.
Das Lernen ist gut für meinen Kopf. Zudem hab ich so eine Aufgabe, die durch meine Lehrerin auch abgefragt und geprüft wird. Es gibt also etwas, das ich nicht endlos prokrastenieren will und kann.

Nebenbei: animiertes-lachen-bild-0032
Was ist das Ergebnis von Prokrastenation?
Ein Prokrastenat?

Gleichzeitig ist Harfe zu spielen so herrlich meditativ. Musik hebt ja ohnehin die Stimmung. – Ich merke, das war eine gute Entscheidung.

Tja und wenn jetzt doch noch ein nettes Jobangebot um die Ecke käme, dann wäre ich doch schon zufrieden. So einfach könnte es sein…


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