Die aktuelle Schreibeinladung von Christiane kommt einher mit der Wortspende von Stepnwolf:
Reagenzglas
übermächtig
vergessen
Es hat etwas gedauert, bis ich dazu eine Textidee hatte, die ich weiterverfolgen mochte.
Möglicherweise denkt der eine oder die andere auch nach dem Lesen des Folgenden: Hätte sie mal noch ein bissel länger überlegt …
Nun ja, ich bin gespannt auf eure Reaktionen.
Nur noch ein Hinweis vorab:
Das Etüdchen ist komplett fiktiv und keineswegs eine weitere Verschwörungstheorie zum, alle Gedanken beherrschenden, Virus …
Knapp vorbei
Es war schlicht vollkommen. Was da vor ihnen in ein Reagenzglas gebannt war, war die Essenz all ihres Wissens, all ihrer Hoffnungen, auch ihrer Ängste. Es barg die Macht in sich, die Welt nachhaltig zu verändern. Die Menschheit zum Innehalten und Nachdenken zu zwingen, zu Kurskorrekturen. War Bedrohung und Chance.
War aber vor allem ihre Gelegenheit, in die Geschichtsbücher einzugehen, der Welt ihren ureigenen Stempel aufzudrücken.
Vorbei die Zeit bedachtsamer Risikoabwägungen, vorbei die Zeit des Wartens auf bessere Lösungen. Nun endlich würden sie die Anerkennung finden, die ihnen zustand.
Übermächtig der Wunsch, ihre Schöpfung, ihr Kind, jetzt sofort zu entlassen aus der Enge, um zu sehen, wie wunderbar sich alles fügen würde.
Aber heute würden sie erst einmal feiern. Morgen würden sie das große Experiment starten.
Als sie gemeinsam aus dem Labor gingen, um mit Smoothies auf ihren Erfolg anzustoßen, blieb einer von ihnen mit dem Kittel hängen und stieß den Reagenzglashalter um.
Das Glas zerbrach. Befreit machte sich das Virus auf, die Welt zu erobern. Bei seinen Schöpfern beginnend. Sie dem Vergessen preisgebend. Nur ein paar der unzähligen Opfer auf seinem Weg.
Enttäuschung begleiteten ihre letzten Gedanken: Umsonst! Versagt! Ziel verfehlt! Die Geschichte wird anderswo geschrieben.
Die neue kleine Lebensform indes bahnte sich unbeirrt ihren Weg. Unbeschwert von Gefühlen, Gewissensbissen gar.
Sie hinterließ eine Schneise der Verwüstung, viel Unglück, ein wenig Hoffnung …
— 224 Wörter —
Klingt ja erstmal nach apokalyptischer Endzeit. Wären da nicht die letzten drei Worte…
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Die Geschichte wird anderswo geschrieben. Was für ein bitteres Fazit nach so vielen Mühen! Gefällt mir gut. 😁👍
Du hast übrigens deinen Reader verlinkt, nicht meine Schreibeinladung direkt, deshalb habe ich keinen Ping bekommen. Kannst du das bitte ändern oder mir noch einen Kommentar mit dem Link schreiben?
Liebe Grüße
Christiane 😁☕👍
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Hi Christiane, schön, wenn’s dir gefällt.
Und danke für deinen Hinweis. Ich hab den Link korrigiert.
Sonnigen Gruß
Donka
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Danke dir, Ping ist prompt gekommen.
Sonnige Grüße zurück
Christiane 🙂
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Sehr bedrückend. Ich musste direkt an eine Folge Outerlimits denken.
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Biologisch betrachtet ist es eigentlich unmöglich, dass aus einem Virus etwas anderes als ein Virus werden könnte, aber der Text an sich gefällt mir gut 😉
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Danke für deinen Kommentar.
Ich nehme mal an, dass dein Hinweis auf die Begrifflichkeit „Lebensform“ triggert.
Ja, das Thema, was denn nun Leben sein, ist wohl durchaus streitbar.
Ich habe da mal aus dem Bauch heraus für mich den Virus zu einer Lebensform definiert.
Hab mich aber eben mal aufgeschlaut und stelle fest, dass dies nicht die gängige Lehrmeinung ist.
Wieder was gelernt … Danke. 😉😎
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