Gedankensplitter

1. April 2019 — Halte durch …

Jetzt weiß ich wieder, warum ich keine Zeitungen mehr lesen wollte und mir Talkshows kaum noch antue.

Ich stelle diesem Text, weil es passt und vieles auf den Punkt bringt, ein Lied von Gerhard Gundermann voran:

Gerhard Gundermann:
„Halte durch“ vom Album „Männer, Frauen und Maschinen“ von 1988
(Link zu Youtube)

Allenthalben beklagen die Politiker die Politikverdrossenheit ihrer potentiellen Wähler. Aber mal ehrlich: Wen wundert’s ? Schau Dir doch nur mal die Reaktionen auf die Friday-for-Future-Aktionen an:

1. Statt sich der berechtigten Sorgen anzunehmen, Antworten auf die Fragen zu geben und aktiv zu werden -sich also um die Inhalte zu kümmern- werden vorrangig Formalien bemüht.

Es wird darüber diskutiert, ob diese Aktionen mit der Schulpflicht vereinbar sind und ob die Aktionen nicht besser Samstags stattfinden sollten…weil die jungen Leute angeblich ihre Zukunft gefährden, wenn sie in der Schule was verpassen.
Nur fragen diese jungen Leute mit einigem Recht: Welche Zukunft?
Natürlich haben wir (zum Glück!) eine allgemeine Schulpflicht und natürlich bringen diese Aktionen die Schulen in die Zwickmühle. Nur die Reaktion einer Demokratie sollten Antworten auf die Fragen sein und nicht diktatorische Versuche, die Demonstrationen zu verbieten.

2. Es wird versucht, die Lichtfigur, die jede ernstzunehmende Bewegung braucht, und die diese Bewegung in Greta Thunberg gefunden hat, zu diskreditieren.

Keine Berichterstattung, in der nicht auf ihrem Asperger-Syndrom herumgeritten wird. Als wäre die junge Frau geisteskrank.
NEIN, verd…ist sie nicht. Asperger macht sie vielleicht kompromissloser, aber genau diese klare Art, ohne Grauzonen, braucht es jetzt, wenn wir mit dem Klimaschutz endlich mal zu Potte kommen wollen.

Dann wird als nächstes das Gerücht in die Welt gesetzt, dass sie ihre Reden nicht selbst schreiben würde…
Selbst wenn es so wäre … Na und? Entscheidend ist doch, dass sie ihre eigenen Inhalte transportiert. Und mal ehrlich: Welcher Politiker schreibt alle seine Reden selbst?

3. Und da das alles nicht hilft, wird sie mit Preisen zugeschüttet, um sie mundtot zu machen und ein „Geschmäckle“ rein zu bringen, als wäre das Ganze nur eine PR-Aktion allein von und für Greta Thunberg. Vermeintliche Anerkennung statt Aktion.

Die „Goldene Kamera“ gibt sie nun wieder zurück. Kluge, konsequente Frau! Tja, nicht jeder ist beliebig manipulierbar.

Für mich ist der Umgang mit diesem Thema mehr als enttäuschend.

Schäbig, kleinkariert und kurzsichtig erscheint es mir, wie medial und politisch mit dem Thema umgegangen wird: Beschwichtigen, kleinreden, diskreditieren, kriminalisieren. Ist das wirklich alles?
Wann endlich kommen Lösungen auf den Tisch und nicht nur Ausflüchte?

Ich zitiere hier mal den großartigen Harald Lesch, „… in der Natur, da herrschen Gesetze, und über die kann man nicht verhandeln…“.

(Der Vortragsabend „Klimaschutz – Warum tun wir nicht, was wir tun sollten? Oder müssten!“  (YouTube-Link) fand am 25. Januar 2018 in der Ludwig-Maximilians-Universität statt.)
Die Meere ersticken im Plastikmüll, und wir? Wir podden! (Noch mehr Plastik … Da hat jemand doch echt den Schuss nicht gehört!)

Eigentlich muss man nur endlich wollen…

…denn ganz nebenbei, falls es sich noch nicht herumgesprochen hat:
Auch wirtschaftlich ist der Klimaschutz durchaus eine gewinnträchtige und arbeitsplatz-schaffende Chance für Unternehmen und ihre Mitarbeiter.

Meine Vision:
Die Industrienation Deutschland als weltweiter Vorreiter in Technologien, die dafür sorgen, die angerichteten Schäden einzudämmen und bei klimaschützender Energietechnik. 
Das wäre eine Zukunftsvision, die mich stolz machen würde. Eine Win-Win-Situation, wie aus dem Lehrbuch.
„Made in Germany“ – das war mal gleichbedeutend mit Qualität und Erfindergeist. Ja, das könnte schön sein…(„Wir schaffen das, Frau Bundeskanzler.“)

 

Nachtrag am 3. April 2019:

Schule ist kein Selbstzweck … Lernen nur um des Lernens willen hat noch niemanden weiter gebracht. Es braucht ein Ziel.

Statt also zu überlegen, wie man die Schüler zum Schulbesuch zwingt (Bußgeld von den Eltern?!), sollte es, in einer idealen Welt, auch den Lehrern und Schuldirektoren ein Bedürfnis sein, die jungen Leute nicht nur für die Zukunft auszubilden, sondern auch sicher zu stellen, dass diese Zukunft stattfindet. Warum streiken nicht die Lehrer längst mit? Warum fordern Direktoren nicht ebenfalls Antworten von der Politik auf die Fragen nach der Zukunft?

You may say: I’m a dreamer … (danke John Lennon)

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