Es ist Sonntag und, hurra, die neue Schreibeinladung von Christiane flattert ins Haus.
Diesmal hat „Berlin-Autor“ René die Worte gespendet, die da lauten:
Schabernack – breit – erheben
Die Aufgabenstellung? Wie gehabt: Diese 3 Wörter in einem Text von maximal 300 Worten unterbringen. Nun denn…
Frag Marjorie…
Ich hab eine Etüdenidee mit Paula und einem lustigen Gedicht, aber ist das dann ein Schabernack? Mal hören, was mein Mann sagt.
„Duhu? Ist ein lustiges Gedicht eigentlich auch ein Schabernack?“
„Nö, ist das nicht eher ein mehr oder weniger lustiger Streich, den man wem spielt?“
„Du meinst so eulenspiegelmäßig? Oder Schulstreiche? Oder gar dieser seltsame amerikanische Brauch, bei dem die angeblich besten Freunde angehende Eheleute zum Jungesellenabschied so richtig öffentlich vorführen und zum Löffel machen?“
„Mmmh.“
Ich merke, ich störe meinen Mann beim Musikhören und frage nicht weiter.
Da muss also mal wieder die allwissende Müllhalde herhalten.
Marjorie hilft mir wie immer gern und ausgiebig.
Erstaunliches lese ich da.
Es gibt tatsächlich Orte beziehungsweise Ortsteile in Deutschland, die Schabernack heißen und das quer durchs Land von Garz auf Rügen bis Windeck in Bayern.
Warum diese Ortsteile so heißen? Keine Ahnung. Derartige Bezeichnungen von Flurnamen weisen angeblich auf Weinberge hin.
Das mag ja in Süddeutschland passen, aber doch nicht auf Rügen? Da erheben sich weit und breit keine Weinberge!
Vielleicht wurden eher sämtliche Nervbüddel aus der Gemeinde, die nur Unsinn im Sinn hatten, in einem Ortsteil angesiedelt. Da konnten sie sich gegenseitig Streiche spielen, womit die anderen ihre Ruhe hatten. So eine Art Clownsghetto also? Wer weiß das schon. Mit dem Ausgrenzen von Leuten ist man ja bis heute verdammt schnell bei der Hand.
Im Mittelhochdeutschen des 14. Jahrhunderts, so erfahre ich weiter, ist Schabernack die Bezeichnung für einen speziellen Winterhut, der, aus grobem Material gefertigt, bis in die Nackenpartie reichte, also „den Nacken schabte“.
Na, wer hätte das gedacht, das mit dem Schabernack ist also ein alter Hut.
Lustige Gedichte scheinen aber tatsächlich nicht darunter zu fallen.
Schade auch.
–280 Wörter–
Diesen Weg habe ich auch genommen – die Suche nach den Wurzeln. Habe mir überlegt, etwas zu dem „Winterhut“ zu schreiben, aber da war dann plötzlich die andere Geschichte da.
Und übrigens: In Weinheim gibt es einen gleichnamigen Nachtclub, habe ich gelesen …
Liebe Grüße
Judith
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Richtig gut, sowohl Clownsghetto wie auch der Nackenhut gefallen wir sehr 😉
VG,
René – BerlinAutor
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Wirklich interessant. Das mit dem Clownsghetto bekomme ich jetzt aber nicht mehr aus dem Kopf. 😉
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Das finde ich sehr interessant, dass es in Deutschland so viel Schabernack gibt. Danke, da haben wir doch wirklich was gelernt.
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Schön, vielen Dank, dass du die Etymologie rausgesucht hast! Ich hatte nämlich schon überlegt, ob es sinnvoll wäre, dazu etwas zu verlinken. Danke für die Infos!
Liebe Grüße
Christiane 😀
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Da habe ich heute Einiges gelernt! Sehr schön eingebaut die Wörter und dazu eine glaubhafte Geschichte. Gut gemacht!
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