
„Haaaallo, ist da jemand? – Mist, hab ich mich doch wieder verflogen. Verflixter Ultraschall.“ Heftiges Flattern begleitet die Stimme in meinem Kopf.
Was ist das denn? Werde ich jetzt endgültig verrückt? Hilfe, ich höre Stimmen!
Es ist einer jener lauen Sommerabende, an denen, im Versuch die Wärme aus dem Haus zu bekommen, sämtliche Fenster weit offen stehen.
„Haaaaaallo? Jemand zuhause? Ich bräuchte mal Hilfe. Ich find nicht raus.“
Das gibt’s doch nicht…einfach ignorieren.
„Ganz schlechte Idee. Wenn du mich schon hörst, dann hilf mir auch, verflixter Ultraschall noch mal.“
Jetzt liest meine fixe Idee auch schon meine Gedanken.
„Also erlaube mal, ich bin doch keine fixe Idee! Gestatten, Barbastella barbastellus. Aber das nur hochoffiziell. Du kannst mich Paula nennen.“
„Barbara…bastel….WAAAS?“
„Ganz banal ‚Mopsfledermaus‘, lateinisch klingt’s halt besser. Aber das ist jetzt belanglos. Ich heiße Paula. Und jetzt komm endlich und hilf mir.“
Okay, ich geb auf. „Wo bist du?“
„Hier.“ Wieder höre ich Flügelflattern, es scheint aus der Dachstube zu kommen. Also gehe ich dem Geräusch nach.
Als ich auf dem Dachboden Licht mache, ertönt ein gequältes Stöhnen. „Oh Mann, so grell! Ich werd‘ blind.“
Tatsächlich – eine Fledermaus. Ich dimme das Licht.
„Was tust du hier?“
„Ich bin falsch abgebogen, in deinem Gartenteich plätscherte es so anheimelnd und es gab reichlich Futter. Nach dem Abendbrot hab ich dann ein bissel die Orientierung verloren.“
„Aha. Und wo wolltest du hin?“ „Nach Hause natürlich – zu Heinos Kuhstall.“
Ich gehe zum Fenster. „Flieg ganz einfach wieder hier raus und halt dich links, dann kannst du’s eigentlich nicht verfehlen.“
„Danke. Hübscher Papiertiger übrigens. Bis neulich.“
Damit flattert sie davon. Ich starre auf meinen Origami-Versuch, an dem ich den ganzen Abend rumprobiert habe. Eigentlich sollte es ein Schaf werden…
–285 Worte–
Mal schauen, wie es mit Paula und mir weitergeht.
Danke an Christiane für Wortauswahl und Illustration.
Mehr von Paula ? Lies meine Abendseglergeschichten
Den Namen haben ihr sicher die Kühe gegeben. 😉 Sehr unterhaltsame Etüde. Ich kam nciht umhin mir das bildlich vorzustellen. Ich finde Fledermäuse ja unfassbar putzig. Auf meinem Arbeitsweg sehe ich auch oft welche.
Grüße, Katharina
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Ob Paula auch mit Heinos Kühen sprechen kann würde mich mal interessieren.
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Mal schauen…
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Ein wundervoller Text. Erinnert mich ein wenig an die Augsburger Puppenkiste😊👍
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Eine genervte! Fledermaus!!! Das ist ja auch mal was! 😀
Ich mag Fledermäuse total und freue mich immer, wenn ich hier bei mir welche durch die Abendluft schießen sehe … aber was ich da sehe, könnte ich dir nicht sagen.
Ich danke dir für die Wörter, die ich bei dir übrigens suchen musste, so gut hast du sie integriert: Du siehst ja selbst, mit dem Papiertiger hast du den (symbolischen!) Vogel voll abgeschossen!
Liebe Grüße, vielen Dank! 😀
Christiane
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Ja, ich mag Fledermäuse auch sehr (Überraschung 😁).
Dass diese Wortspende so viele tolle Texte hervorbringt ist echt klasse. Ich lauere jeden Tag auf die neuesten Beiträge.
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